Geologie Stuttgart 21 S21

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Stuttgart 21: Bürger müssen selbst für Schutz des Stuttgart Mineralwassers sorgen!

Erschienen am 23.8.2014

Im Juni 2011 wurde bei der Besetzung des Grundwasser-Managements durch Demonstranten festgestellt, das die Rohre für das geplante Grundwassermanagement deutlich rosten, da sie innen aus blankem Stahl bestehen.

Hierüber hat Geologie21 ausführlich berichtet [Interner LINK] und Screenshot unten:

 

 

Auszug aus dem Planfeststellungsbeschluß 1.1 Stuttgart 21, S. 60 unter Ziff. 7.1.10:

 

Die Beanstandung der Bahnknoten-Gegner macht sich an folgender Bestimmung aus dem "Planfeststellungsbeschluß 1.1 Tiefbahnhof"fest, welche scheinbar nur die Kritiker hinterfragten. Die Projektbetreiber, die ausführenden Unternehmen und darauf die Behörden wiegelten die Kritik als unbegründet ab.

 

Ob unbeschichtete Rohre in einem Heilquellenschutzgebiet grundwasserverträglich sind - also das Grundwasser nicht verändern (das bekannterweise mit dem Mineralwasser in direktem Austausch steht), darf sich jeder mit der Frage ob er rostiges Leitungswasser trinken würde selbst beantworten. Die sicherste Maßnahme für die Umwelt - und für die Einhaltung der bauherrenfreundlichen Planfeststellung sind eindeutig innen beschichtete Rohre. Aber darum scheint sich keine Behörde gekümmert zu haben, obwohl diese Vielzahl von Ausnahmegenehmigungen von der Heilquellenschutzverordnung für Stuttgart 21 nur unter angeblich strengsten Auflagen und Überwachung genehmigt wurde.

 

Auszug aus der Verordnung zum Schutz der Stuttgarter Heilquellen (unten) und das ganze Dokument als [pdf].

 

 

 

Aufstellung der unzähligen, langjährigen Ausnahmegenehmigungen vom Heilquellenschutz im damit wohl ehemaligen Heilquellenschutzgebiet Stuttgart: Aufstellung als [pdf]

 

Hier nun eine chronologische Zusammenfassung was seitdem rostbezüglich geschah:

 

Der DB-Konzernbeauftragte Eckhart Fricke beruhigte 2011 im Stuttgarter Rathaus besorgte Bürger auf ihren Einwand dass die blauen Wasserrohre des Grundwasser-Managementsystem offensichtlich ohne inneren Korrosionsschutz sind und offensichtlich rosten hiermit :

„Auch der innere Korrosionsschutz ist dort gegeben, er ist Teil der Auflage, die wir von den Behörden haben, sonst dürften wir das Wasser nicht drin führen“

 

Wie eigentlich immer sind die Aussagen der Bahn-Oberen im Bezug auf Stuttgart 21 wenig wert - um es vorsichtig zu darszustellen!

 

Denn schließlich werden die unbeschichteten Rohre durch die Behörden freigegeben. Eine behördliche Überprüfung der "Rohr- Planung" der Firma Hölscher vor der Installation wurde aber offensichtlich nicht für nötig befunden.

 

Die für die Behörden abschließende Entwarnung und Bescheinigung für die Unbedenklichkeit der "Rostrohre" für das Grund- und Mineralwasser durfte dann die Firma Hölscher - als genau die Firma die diese strittigen (und billigeren)  Rohre vielleicht rechtswidrig verwendet - selbst liefern:  -->  Stellungnahme der Firma Hölscher [pdf] und Darstellung des Sachverhalts in der Stuttgart Zeitung vom 23.5.2014 unten.

 

 

Nun im Sommer 2014 hat eine projektkritische Gruppe von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern (Ingenieure22) einige Wasserproben aus verschiedenen  Rohrleitungen entnommen und von einem Labor untersuchen lassen. Das Wasser wies bei der Entnahme  ein deutliche Rostverfärbung auf (Bild unten) - und die Analysen-Werte ergaben sehr hohe Eisen - aber auch Sulfatgehalte.

 

 

Vor allem im Bezug auf den Rosteintrag sahen die Kritiker ihre Vermutungen als bestätigt an und übermittelten ihre Erkenntnisse der örtlichen Presse --> Artikel in der Stuttgarter Zeitung [LINK].

 

Bahn- und auch die Stadt Stuttgart reagierten ablehnend und wenig sachbezogen auf die Forderung der Ingenieure22 nach eigenen städtischen Wasseranalysen zur Kontrolle der Bahn AG. Sie bemängelten zunächst verfahrenstechnische Dinge und führten schließlich eigene optische und fotografische Untersuchungen im Nachgang zu den Proben der Ingenieure22 an. Hierzu ein Artikel der Stuttgart Zeitung vom 23.5.2014 [LINK] mit Auszug unten.

 

 

Konkrete und aktuelle Analysewerte z.b: ein Labors schienen also Bahn und Stadt nicht vorgelegen zu haben!  Welche Überwachung des Grundwasser -Managements gibt es den konkret?

 

Und dann passiert das hier:

 

 

Beim rangieren riest ein LKW die blauen Rohre des Grundwasser-Managements ein - und aus einem Rohr fließt deutlich sichtbar im Zeitungsartikel dokumentiert eindeutig Rostwasser! Rostwasser das Bahn AG  und Stadt Stuttgart bisher niemals bei ihren "regelmäßigen" Kontrollen und der Kritik dann nachfolgenden "Sichtprüfungen" feststellen konnten. Die Ingenieure sahen sich bestätigt und erstatten nach längerem Hin under Her Anzeige wegen einer Umweltstraftat.

 

Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 19.8.2014 [LINK] mit Auszug unten:

 

 

Am 22.8.2014 berichtete die Stuttgarter Zeitung [LINK]  mit Auszug unten dann von einer Kehrtwendung in der gesamten Angelegenheit. Seit Anfang der Woche und bis Mitte Oktober muss die Bahn als S-21-Bauherr das in den Baustellen am Bahnhof abgepumpte und dann wieder in den Untergrund und den Neckar einzuleitende Grundwasser über die bisherigen Bestimmungen hinaus überprüfen. Dies hat jetzt das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) angeordnet, die Behörde die für die Überwachung zuständig ist.

„Die Stichprobe hatte Anhaltspunkte dafür geliefert, dass der Einleitungsgrenzwert für abfiltrierbare Stoffe möglicherweise nicht durchgehend eingehalten worden sein könnte und dass Rost der Grund für den gemessenen höheren Wert ist“, bestätigte am Donnerstag ein Sprecher des EBA.

 

Nicht durchgehend eingehalten bedeutet rein rechtlich und nüchtern betrachtet:  Nicht eingehalten !

 

 

 

 

Der konsequente Schutz des Stuttgart Grundwassersystems vor unkontrollierten Rosteintrag und dessen Überwachung ist vorerst wohl den Ingenieuren22 und einem LKW-Fahrer zu verdanken. Bahn und Behörden hätten nichts bemerkt und scheinen sehr leichtfertig bzw. unzuverlässig mit dem Stuttgarter Grund- und Mineralwassersystem herum zu experimentieren.

 

Der Beweis durch dokumentierte Analysenreihen ob regelmäßige und sachgerechte Wasseranalysen überhaupt gemacht wurden - und ob die Behörden diese auch kontrolliert haben fehlt bisher jedoch vollständig!

 

Nur eine öffentliche Darstellung der Analysenwerte kann hier Abhilfe schaffen und Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Überwachung geben !

 

Abschließend ist festzuhalten: Das Grundwasser-Management schützt das Stuttgarter Mineralwasser nicht - es stellt die eigentliche Gefährdung dar und widerspricht den Bestimmungen des Heilquellenschutzes eklatant- zumal in der Hand von privaten Profitinteressen und willfährigem behördlichem Desinteresse .

 

 

 

 

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Dr. Ralf Laternser - Diplom-Geologe - Stuttgart