Geologie Stuttgart 21 S21

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Rückblick Geologie21 des Jahres 2014

2014 - Pleiten, Pech und Pannen

Erschienen am 30.01.2015

Artikel Geologie21 2014

2014 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetterbeobachtung.

[Artikel im SpiegelOnline]

Die Menschheit übernutzt die natürlichen Ressourcen völlig hirn- und hemmungslos

[Artikel in SpiegelOnline]

Bei Stuttgart 21 soll der Stuttgarter Hauptbahnhof, der aktuell 50 Züge/Stunde abfertigen kann, durch einen neuen "Zukunftsbahnhof" mit max. 32 Zügen/Stunde für mindestens 7 Milliarden Euro durch ein riesiges, ressourcenfressendes Bauprojekt ersetzt werden. Das alles um angeblich die "Attraktivität und Leistungsfähigkeit" des Stuttgarter Bahnknotens nachhaltig zu verbessern und erhöhen. Nach 14 Jahren Planung wurden bis heute aufgrund erheblicher planerischer und geologischer Schwierigkeiten tatsächlichnur bauvorbereitende Maßnahmen durchgeführt - und riesige Teilabschnitte sind weiter noch n nicht einmal genehmigt oder werden erneut völlig umgeplant. Wie ist der aktuelle Stand und was ist 2015 zu erwarten?

Stuttgart 21 besteht aus vielen Teilabschnitten (Planfestellungsabschnitten oder kurz: PFA ´s) über das ganze Stadtgebiet. Trotz einer, wegen des angeblichen "Zeitdrucks" im Jahre 2005 rasch "zusammengeschusterten" , heute sehr fragwürdigen Genehmigung der zentralen Abschnitte, fehlen immer noch die Genehmigungen für 2 ganze PFA´s:

Ein Abschnitt, der "Filderbahnhof" (PFA 1.3) wurde nach jahrelanger Ablehnung der Planungsunterlagen zur Genehmigung durch das Eisenbahnbundesamt  erst im Sommer 2014 zur Bearbeitung und anschließender „Erörterung“ durch Betroffenen akzeptiert.

Ein andere Abschnitt, der Abstellbahnhof Untertürkheim (PFA 1.6b) - ), der vom Eisenbahnbundesamt zwar angenommen war, lag über Jahre bei den Behörden und soll nun plötzlich völlig neu beantragt werden.


Trotz unzähliger Schau-Baubeginne seit 2010 ruhte aufgrund von Planungsfehlern (Grundwassermanagement, Nesenbachdüker, Tunnelbautechnik,etc.) und damit verbundenen Änderungsplanungen -und -anträgen die Bautätigkeit der zentralen Abschnitte (PFA 1.1, 1.2, 1.5) bis Herbst 2014 weitgehend.

Wenn man die aktuellen Webcam-Aufnahmen (aktuelle Webcambild der S21-Projektseite) anschaut, ruhen die eigentlichen Tiefbauarbeiten interessanterweise bis heute - obwohl nun alle (grundwassertechnisch fraglichen) Genehmigungen seit September 2014 vorliegen. 2014 gab es zwar eine Vielzahl diverser „Tunnelanstiche“ auf der angeblichen Großbaustelle, die sich aber allesamt als Hilfsstollen oder reine Pressearbeit herausstellten. Es passt einfach nirgends - man versucht einfach krampfhaft eine desaströse politische Idee und die zwangsläufig unsinnige Planung irgendwie hin zu schustern und durch zu ziehen.

Stand 2014:

Trotz offenkundiger eklanter Verzögerungen durch Fehlplanungn hält die Bahn AG immer noch am "zeitkritischen"Fertigstellungstermin "Ende 2021" fest. 

Die Bahn AG will die zu erwartenden weiteren Mehrkosten von Stuttgart 21 vom Land Baden-Württemberg einfordern, obwohl bei der Volksabstimmung die Kostenbeteiligung auf 823 Millione Euro festgelegt.

Eine angebliche Verbesserung des völlig fehlgeplanten zweigleisigen Filderbahnhofes (PFA 1.3) soll mindestens 220 Millonen € teuer sein. Die Gesamtkosten wären demnach ca. 1 Milliarde € für diese Flughafenhaltestelle. Der Bahn-Aufsichtsrat hat 2013 den Weiterbau von Stuttgart 21 wegen angeblichen 70 Millionen € Kostenvorteil im Jahre 2013 abgesegnet. Damals waren die Mehrkosten für den Flughafenbahnhof schon bekannt, aus politischen Gründen wurde aber an der alten, kostenneutralen heute allgemein als völlig untauglich erkannte Variante festgehalten. Bahnvorstand Kefer hat einen Monat Bau-Verzögerung mit Kosten bis zu 100 Millionen beziffert.

Alle angebliche Tunnelanstiche für das Großprojekt stellen sich als nebensächliche und schleppend voran kommende Hilfsstollen oder  reine Presseaktionen heraus.

Trotz zwar umstrittener, aber nun doch vorhandener Genehmigungen für das Grundwasser-Mangement seit September 2014, wurde bis heute noch nicht mit den Tiefbaumaßnahmen für den zentralen Tiefbahnhof begonnen.



Stand Stuttgart 21 - Januar 2015

Fehlplanungen und fehlende Genehmigungen Stuttgart 21

"Flughafen"-Bahnhof (PFA 1.3):

Nachdem die Planungsunterlagen für den "Filderbahnhof" über aufgrund planerischen Schwergangs nicht zur fehlender Genehmigungsreife gelangten, hat die Bahn AG im Frühjahr 2013 es endlich geschafft , das Planungsverfahren einzuleiten [Artikel in der STZ] . Nach Bearbeitung durch das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) kam es im September 2014 zu noch heute nicht abgeschlossenen Erörterung [Artikel in der Südwestpresse ]. Auch diese eingereichten Pläne der Bahn gelten heute allgemein - und vor allem auch bei den bisher völlig einverstandenen Projektbefürwortern als untauglich [Artikel in der STN und Rede von Steffen Siegel, Schutzgemeinschaft Fildern]. .


Eine angeblich mögliche "Lösung des Problems", der "Filderbahnhof Plus" soll aber weitere Kosten von mindestens 224 € verursachen zuzüglich der gern übergangen allgemeinen weiteren Projektverzögerung (und damit Kosten) [Artikel in der Stuttgarter Zeitung]. Nach heutigem Stand soll der immerhin zweigleisige Zughalt am Flughafenbahnhof mit nun also bereits fast 1 Milliarde, soviel kosten wie der aktuell eröffnete Neubau des Wiener Hauptbahnhofs mit 12 Gleisen. In Wien wurde von den Projektplanern die Umsatzsteuer vergessen, so dass sich auch hier die Kosten deutlich erhöhten [Artikel im "Die Presse"]. Beim Filderbahnhof reicht die letzte sehr zuversichtliche Inflationsberechnung zurück auf 2010. Damals vor mehr als 4 Jahren war der "voraussichtliche Fertigstellungstermin" noch 2019. Auch der "Vater" der Neubaustrecke Gerhard Heimerl lehnt die Flughafenvariante nun plötzlich ab!

Artikel in den Stuttgarter Nachrichten

Abstellbahnhof Untertürkheim (PFA 1.6b):

Der Abstellbahnhof Untertürkheim wird (nachdem jetzt nicht mehr seltsam langen "Herumliegen" des Genehmigungsantrages bei den Genehmigungsbehörden über Jahre) nun auch völlig überaschend grundlegend umgeplant (siehe Artikel unten). Und plötzlich erscheinen jetzt noch weitere Flächen beanspruchende und kostensteigernde Abstellbahnhöfe im Bereich der eher ruhigen Stuttgarter Vororte Münster und Obertürkheim. Dorthin sollen später nicht gebrauchte Züge in Zukunft kilometerweit zum Abstellen spazieren fahren. Tag und Nacht! Auch diese erhebliche Verzögerung beruht offensichtlich auf eklatanten Fehlplanungen und Fehleinschätzungen der Projektbetreiber wie sie für Stuttgrat 21 typisch  - aber halt auch zwangsläufig sind.

Artikel der Stuttgarter Zeitung vom 17.12.2014

Tunnelbaustellen Stuttgart 21

Tunnelbaustellen gibt es viele in Stuttgart. Mit einer 160 m langen, im Moment "überraschend" ruhenden Ausnahme auf den Fildern sind das alles nur genehmigungsfreundliche Hilfsstollen mit bescheidenem bis ruhendem Vortrieb in denen nie ein Zug fahren wird. Der hunderte Millionen € teure, zur Zeit durchgeführte Ersatz von bestehenden, völlig intakten Straßenbahntunneln als Kollateralfolgen von Stuttgart 21 gehört nur kostenmäßig zum Tiefbahnhof.

Aktuelles zu den Tunnelbaustellen

Wie hieß es noch im Juli 2014 in einem eher unkritischen Artikel der Stuttgart Nachrichten :

Die gewaltige Tunnelbohrmaschine, die von morgen an die zwei 9,5 Kilometer langen Röhren des Fildertunnel vom Flughafen aus zum neuen Hauptbahnhof gräbt, heißt Suse". Die Jury für die Namensauswahl:  Die Befürworter Herrenkmecht und Kefer die persönlich sehr, sehr gut an Stuttgart 21 verdienen. Der  regionalpräsident Bopp der sich vehement für Stuttgart 21 und den bisher geplanten Flughafenbahnhof einsetzt - und für das andauernde S-Bahn-Chaos in der Wirtschaftmetropole Stuttgart in führender Position Verantwortung trägt. 

Nachdem lange Zeit keine kritische Überprüfung des Pressetermins vom Juli 2014 statt fand, stellte die Stuttgrater Zeitung über  6 Monate später erstaunt  fest:

Weitere Historische Berichte zu "Tunnelbaustellen" auf Geologie 21

Stuttgarter Mineralwasser

Um das Mineralwasser und Stuttgart 21 ist es gerade etwas still geworden. Damit es so bleibt werden werden andere Projekte mit schon heute extremer Zeitverzögerung bei denen es Probleme mit dem Mineralwasser schon gab bzw. geben könnte aus fadenscheinigen Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben [Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 27.12.2014]. Es darf wohl keine Probleme mit den Mineralquellen geben - das Thema ist aktuell zu brisant. Diese längst fällige, wegen Schwierigkeiten bereits abgebrochene und mehrfach wieder angekündigte Quellensanierung auf dubiose Art und Weise relativ schwammig zu verschieben ist zumindest verdächtig.

Kommentar von Geologie21:

Das verschieben dieser Arbeiten ist mehr als seltsam, zumal die dringenden, wegen großer Schwierigkeiten [Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 29.4.2010] zunächst abgebrochenen Arbeiten schon seit Jahren überfällig sind. Das ein sich gerade erst etablierender Vernastaltungsort, der zudem schon Notfallpläne parat hatte geschont werden soll ist sehr dubios. Sind doch die meisten Veranstaltungen wohl abends oder an Wochenenden. In den gennanten  5 bis 8 Jahren ist der Kursaal dann wohl eine etablierte Einrichtung bei der der Baulärm dann wohl nicht weniger stört - sondern eher mehr. Warum nicht nächstes Jahr? Die Nutzer waren doch scheinbar über die eigentlich dieses Jahr geplante Sanierung informiert!  Wäre in der Anfangsphase des runderneuerten Kursaals doch alles viel einfacher (und verständlicher gewesen). Das Argument mit dem Baulärm ist eh ein schlechter Witz wenn man an den zu erwartenden und locker genehmigten  Non-Stop Lärm durch hunderttausende Rammschläge für Bodenpfähle rund um diesen aberwitzigen Tiefbahnhof Stuttgart 21 denkt.  Die dortigen Anwohner scheinen Bürger 2 . Klasse gegenüber irgendwelchen kurzfristigen Festgemeinden im Kursaal zu sein. Mein Fazit: Eine durchschaubare Aktion, die zu erwartende unangenehme Schwierigkeiten mit den Mineralquellen in der zu befürchtenden 21-Bauzeit verhindern soll, mit lächerlichen Argumenten, die den Innenstadtbewohnern um die geplante langjährige Großbaustelle wie Hohn vorkommen müssen!"

Bundesrechnungshof und Stuttgart 21

Vom Bundesrechnungshof sollte ein Prüfbericht zu Stuttgart 21 bis Juli 2013 vorliegen. Wegen der mangelnden Koopertion der Bahn ist das nicht einfach. Dann sollte der Bericht erst nach der Bundestagswahl 2013 erscheinen.

Bis heute - Januar 2015 liegt kein Bericht vor. Pressemitteilung diesbezüglich von RobinWood.

wie kann so was sein bei einem Milliardenprojekt?

Das bedeutet kurz zusammengefasst: Der angekündigte Prüfungsbericht ist bis heute (Januar 2015) nicht erschienen. Die Bahn und das CSU- Ministerium blockieren gezielt und völlig verantwortungslos und trotz hoher Millardensummen die angeblich unabhängige Kontrollbehörde. Schon 2008 lag der Bundesrechnugshof mit 5,3 Milliarden €  Kosten fpr Stuttgart 21  ziemlich gut - und deutlich über den offensichtlich traditionell bewusst geschönten Summen der Bahn AG und den immer unwahren Aussagen diesbezüglich von Bahnchef Grube wie z.B. in "Der Welt" 2009.

Focus-Artikel vom Oktober 2014

Übrigens: Aktuell schon wieder mindestens 224 Millionen € Zusatzkosten für den nach 15 Jahren immer noch fehlgeplanten "Filderbahnhof" als Teil von Stuttgart 21. Die gescheiterte Volksabstimmung hat den Anteil des Landes Baden-Württemberg übrigens auf 780 Millionen € festgesetzt. Trotzdem will die Bahn zusätzliche Mehrkosten per Klage von den Projektpartnern einklagen.

 

 

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Dr. Ralf Laternser - Diplom-Geologe - Stuttgart