Geologie Stuttgart 21 S21

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Rede auf der 75. Montagsdemo

Ralf Laternser spricht auf der Jubiläumskundgebung am 16.05.2011

Erschienen am 16.05.2011

Hallo liebe Montagsdemonstranten,

ich freue mich heute an einer Jubiläums-Kundgebung etwas über unser Mineralwasser – und die große Gefahr in dem es ist.

Spätestens seit dem 30.9. wissen wir, das die Projektverantwortlichen von S21 keinen Respekt vor Menschen, vor ihren eigenen Bürger haben. Und sie haben keinen Respekt für das einmalige Stuttgarter Mineralwasservorkommen.

Was ist der Grund für diese abscheuliche Machtdemonstration am 30.9.? Die Errichtung des für das Projekt so dringend nötigen sogenannte Grundwassermanagement.

Doch was soll dieses Grundwassermanagement überhaupt? Mit dem Grundwassermanagement soll der unkontrollierte Aufstieg des MW und die Verschmutzung des darüber fließenden Grundwassers verhindert werden.

Allein schon der enorme Aufwand und die Dimension des Grundwassermanagements, dessen einziger Zweck es ist , das angeblich nicht gefährdete Mineralwasser im Untergrund zu halten, zeigt die tatsächliche Gefährdung unseres Mineralwassers.

Durch eine computergesteuerte Regelung soll das Wasser nach dem Abpumpen gereinigt und in anderen Bohrlöchern wieder in den Untergrund geleitet werden um das empfindliche Gleichgewicht von Grundwasser und Mineralwasser im Bereich des Nesenbachtales möglichst ungestört zu erhalten.

Das Grundwassermanagement gilt deshalb das wichtigste Infrastrukturprojekt zum Bau des Immobilienprojekts Stuttgart 21.

Dies alles unterstreicht nochmals: Die geologischen Probleme sind den Planern sehr wohl bekannt!

Doch das GWM schützt nicht das Mineralwasser – nein – es gefährdet das Mineralwasser in dem es bautechnische Eingriffe in das Heilquellenschutzgebiet technisch ermöglichen soll. Doch diese Sicherheit trügt – Grenzsituationen bei der Grundwasserhaltung werden in Kauf genommen und mit Notfallplänen und Sondergenehmigungen technisch als beherrschbar eingestuft.

Ich kann das ganze Grundwassermanagement damit nur als ein noch nie da gewesenes Realexperiment an einem einmaligem - und zwar unserem Mineralwasservorkommen bezeichnen.

Und wie so etwas enden kann wissen wir seit kurzem von Fukushima ???

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass das GWM falsch dimensioniert ist, denn es beruht auf einer mangelhaften Datengrundlage. Und das nach unzähligen Jahren angeblich lückenloser Aufklärung der Stuttgarter Untergrundverhältnisse. Neue Bohrprogramme (MAGplan) und das Eingeständnis unerwartet hoher Grundwassermengen entlarven die Behauptungen früher Tage und Schlichtungen.

Die Geschichte von S21 ist im Bezug auf das MW nicht nur eine Geschichte geologischer Ignoranz. Es ist auch eine Geschichte von behördlicher Willfährigkeit, politischer Einflussnahme und gezielter Geheimhaltung. Fast jede der vorhandenen gesetzlichen Einschränkungen für geplante bauliche Eingriffe in das Heilquellenschutzgebiet wurde für S21 mit großzügigen, zeitlich eigentlich unbegrenzten Ausnahmegenehmigungen aufgehoben.

Der Heilquellenschutz wurde für S21 damit eigentlich offiziell außer Kraft gesetzt.

Man genehmigte hier bewusst bis an die Grenze des technisch machbaren seine eigenen Planungen zum Risiko des des Mineralwassers. Sowohl die planenden Behörden (Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart) als auch die genehmigenden Behörden (Regierungspräsidium unter Andrioff) entsprechen hierbei den aktuellen Projektbetreibern.

Leiter des Amt für Umweltschutz ist Herr Flad, für die Mineralquellen zuständig ist Herr Uffrecht. Dieser ist also verantwortlich für diesen "Murks". Kritische Meinungen im Vorfeld der Heilquellenschutzzonen-Ausweisung und während der Planungen wurden gezielt unterdrückt und ignoriert

Ich z.b. kenne viele Geologen, die sich davor hüten öffentlich Kritik an S21 zu äußern, denn so kriegt man niemals mehr einen Auftrag der Stadt Stuttgart oder genauer vom Amt für Umweltschutz.

Doch genau diese kritischen Stimmen braucht jede sachorientierte Projektplanung – es muss um die Sache gehen - und nicht darum die urbanen Phantastereien einiger um jeden Preis durchzudrücken.

Und hier ist der Preis hoch. Es geht um nicht weniger als die Unversehrtheit unseres einmaligen Stuttgart Mineralwasser-Vorkommens. Wir müssen unser Mineralwasser vor Herrn Schuster und seinen willigen Helfern schützen, den sie sind eigentlich die wahre Gefahr für das Mineralwasser.

Gerade jetzt kommt es langsam ans Tageslicht: Neben den erst neulich bekannt gewordenen falschen Grundwassermodellen im Mittleren Schlossgarten gibt es auch sehr ernst zu nehmende, sehr überzeugende Hinweise auf neue, bisher vom Amt für Umweltschutz und dem Regierungspräsidium als Wasserbehörden scheinbar ignorierte – oder soll man sagen verheimlichte - Mineralwasser-Ströme.

Mineralwasser-Ströme: stark, mineralreich und sehr warm aus Richtung Osten von der Schwäbischen Alb

- und diese MW-Ströme wurden von kritischen Geologen bereits 1997 bei der berühmten Bürgerbeteiligung vermutet und benannt

Doch sie wurden ignoriert – ignoriert wie eigentlich alles und jeder der dieses Wahnsinnsprojekt kritisch hinterfragt

Bei der Schlichtung wurden diese neuen Ströme jedenfalls nicht erwähnt – von wegen „Fakten auf den Tisch“.

Stattdessen erklärten uns die zwei Bauingenieure Wiitke und Lächler den Stuttgarter Untergrund eher lückenhaft und halb-wissend. Die verantwortlichen Geologen, des Amt für Umweltschutz saßen dabei in Bereitschaft im Publikum

Die erhöhten Grundwassermengen und die neuen GW-Ströme zeigen:

Die geologische Verhältnisse sind nicht im Griff, das GWM beruht auf fehlerhaften Daten.

Und dabei waren bisherigen Planungen waren bereits schon der Grenze des an der Grenze des technisch machbaren mit vielen Risiken für unser Mineralwasser.

Die Gefahr für unser Mineralwasser ist also noch viel größer geworden. Das Eisenbahnbundesamt muss die Genehmigungen sofort zurücknehmen und eventuell neue Planungen veranlassen. Das EBA wurde getäuscht. Und die Einteilung der Heilquellenschutzzonen (HQSZ) aus dem Jahre 2002 ist nach den neuen Erkenntnissen jetzt erst recht geologisch sehr fragwürdig.

Die HQSZ müssen dringend grundlegend neu erarbeitet werden – und zwar von unabhängigen Fachleuten ohne ideologische Kontrolle von oben. Den nur so kann der Schutz des Mineralwassers längerfristig gewährleistet werden. Und hier könnte das Amt für Umweltschutz endlich mal seinem Namen gerecht werden.

Wie sagte Herr Schuster einst:

Wenn wir bei einer objektiven Bewertung herausfinden sollten, dass das geplante Grundwassermanagement nicht ausreicht, dass die Tunnelbauten diesen Naturschatz gefährden würden, dann hätten wir eine neue Faktenlage. Für mich wäre die konkrete Gefährdung unseres Mineralwassers ein absolutes K.o.-kriterium für Stuttgart 21."

An dieser Aussage muss sich Herr Schuster messen lassen!

S21 ist ein im Bezug auf die natürlichen Lebensgrundlagen, unverantwortliches und zerstörerisches Wahnsinnsprojekt.

Die einzige sichere Sache ist: Der Bahnhof muss oben bleiben - damit das Mineralwasser sicher unten bleibt!

Danke


Danke an Bonatz21!

 

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Dr. Ralf Laternser - Diplom-Geologe - Stuttgart