Geologie Stuttgart 21 S21

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Juni 2015: Warnungen bestätigen sich

Warnungen wegen des schwierigen Baugrunds von Stuttgart 21 bestätigen sich.

Erschienen am 20.06.2015

von Dr. Ralf Laternser, Geologe

Schlagzeile aus der Stuttgart Zeitung vom 30.6.2015

Geologie21 und die Kopfbahnhofbefürworter haben schon seit Jahren darauf hingewiesen und es vorrausgesagt:

Der geologische Untergrund am sog. Tiefbahnhofbauabschnitt mit dem noch um einige Meter tiefer gehenden Nesenbachdüker ist unbekannt hohlraumreich und sehr tückisch.

Hier einen kapazitäts - und "komfort"verkleinerten Tiefbahnhof druchzufräsen ist absolut unnsinig bis gefährlich (und immer teuer). Trotz unzähliger, zeitraubender Umplanungen und Neubewertungen aufgrund "neuer" Erkenntnisse zur Geologie, hat die DB AG den Baugrund scheinbar immer noch nicht, entgegen jahrelanger Behauptungen, im Griff.

Die Lösung der Behörden ist aber ganz einfach. Nach der in Deutschland eigentlich rechtswidrigen Genehmigung einer unbegrenzen Entnahme von Grundwasser [LINK], scheint die Genehmigung/Duldung einer quasi unbegrenzten Menge an Gründungspfählen verbunden mit dem Einpressen einer scheinbar auch unbegrenzten Menge von Zementsuspension im zentralen Heilquellenschutzgebiet durch die Behörden auf dem kleinen Dienstweg anzustehen.

Aufwendige und nachvollziehbare Planänderungen scheinen für die Bahn also nicht mehr nötig zu sei:

Ein absoluter Freifahrschein für die Bahn AG!

Dies alles soll also im gesetzlich, wegen hohen öffentlichen Interesses, geschützen zentralen Stuttgarter Heilquellenschutzgebiet passieren. Und wieder mal scheinen die Interessen der immer mehr nachfordernden Bauindustrie und der Betonhersteller deutlich höher bewertet zu werden als der nachhaltige Schutz von Resourcen und Kulturgütern. Vom amtlich vorgeschobenen "öffentlichen Interesse" an der Leistungssteigerung des Bahnknotens (auch nach dem Auftauchen der, von Gutachtern bestätigten und von Kritikern ausführlich dargestellten Reduzierung der Kapazität des Stuttgarter Hauptbahnhofs) mal ganz abgesehen.  Gerichte haben in jüngerer Zeit alle Klagen bezüglich der tatsächlichen Leistungsminderung aufgrund der angeblich "nicht veränderten Faktenlage" seit der Genehemigung 2005 scheuklappenbewert abgewiesen.

Wie bereits in der Stuttgarter Zeitung im September 2012 [LINK] und  April 2013 [LINK] berichtet, wurden beim Bau des Stuttgarter Tiefbahnhofs im Mittleren Schlossgarten rund 300 weitere Rammpfähle in einer der unzähligen Planänderungen für den Tiefbahnhof m.o.w. stillschweigend, zu den bereits genehmigten rund 3500 Rammpfählen genehmigt. Die Pfähle dürfen dabei auch in die "unantastbare" Mineralwasserschutzschicht, die Grundgipsschichten, eindringen. Die Bahn als Bauherr stößt gerade nach eigenem Bekunden erneut auf "unerwartete Schwierigkeiten" und fordert nach den neuesten Meldungen der Stuttgarter Zeitung [LINK] schon wieder weitere Rammpfähle in unbekannter Menge und mit unbekanntem Tiefgang wegen der verbreiteten Hohlräumen  (u.a sog. Dolinen) im Verlauf des geplanten Tiefbahnhofs und des noch deutlich tiefer gehenden Nesenbach-Düker-Abwasserkanal, der aufwendig neu gebaut werden muß.

Blättern Sie sich durch Geologie21, diese Probleme waren schon lange bekannt und absehbar. Schon "planungshistorsiche" geologische Erkundungen und Profilschnitte aus der Genehmigung 2005  (von nur 3 der 5 Abschnitten, von denen immer noch 2 Ausstehen) die Geologie21 vorliegen (und lange unter Verschluß gehalten wurden und dem Urheberrecht unterliegen), weisen die, von der Bahn AG genannten "überraschenden" geologischen  Problemstrukturen auf (siehe auch Internen LINK].

Grundlage dieser schon historischen Genehmigung 2005 war für die Behörden die "zuverlässige" und "belastungsfähige" Erfassung und damit Beherrschung der bautechnischen und grundwassertechnischen Sachfragen. 14. Planänderungen für den Bereich Tiefbahnhof alleine (PFA 1.1) mit der nun anstehenden Freibrief sprechen hier eine deutliche Sprache zwischen Anspruch und Realität und deuten zudem auf sehr sehr wohlwollende und folgsame Behörden hin.

Jeder schwäbische Häuslesbauer wäre bei solchen Planungen schon längst pleite oder obdachlos!

 

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Dr. Ralf Laternser - Diplom-Geologe - Stuttgart