Geologie Stuttgart 21 S21

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"Wir schützen unser Mineralwasser"- 217. Montagsdemo auf dem Cannstatter Marktplatz

Erschienen am 8.4.2014

 

Artikel der  Stuttgarter Zeitung [LINK]

 


 

Rede von Dr.(geol.) Ralf Laternser zum Stand der Dinge im Bezug auf Geologie und Mineralwasser

 

Herzlich willkommen hier auf dem Cannstatter Marktplatz wo einst der Quelltop der Rathaussulz war – und man bei der Renovierung des eigentlich veralteten Rathauses überraschend Probleme mit einer Doline hatte.

Ich wurde gebeten was zum Stand der Dinge zu sagen –  aber das geht nicht ohne einen kurzen Rückblick auf das Erörterungsverfahren zum Grundwassermanagement – einer für mich noch immer unglaublichen Verhöhnung aller Betroffenen Einwender durch befangene Ämter. Das Ergebnis ist für uns Kritiker des "Bahnhofprojekts", in seiner Einseitigkeit und seiner Ignoranz gegenüber tausenden von sehr konkreten Einwendungen durch Bürger nicht zu überbieten.

Was schreibt das RP in seinem Anhörungsbericht:

Die dauerhaften Umweltauswirkungen des Vorhabens bleiben unter Einhaltung der vorgeschlagenen Nebenbestimmungen bei den beantragten Planänderungen wasserwirtschaftlich relevanter Tatbestände im Vergleich zur bestehenden Planfeststellung weitgehend unverändert; weitere erhebliche Umweltauswirkungen sind nicht zu erwarten“.

Der Erörterungsbericht des RP übernimmt mit einer Ausnahme durchweg alle von der Bahn vorgetragenen Standpunkte – es ist eine Absolution und eine Steilvorlage fürs EBA! Kontroversen der Erörterung werden im Bericht nur verzerrt, einseitig und meistens unvollständig wiedergegeben.

Was ist nun von all dem zu halten?

Es wirft erneut die Befangenheitsfrage auf.

Kann das Regierungspräsidium, das der Projektförderungs-pflicht unterworfen ist und selber bei der Entwicklung der Grundwassermodelle mitgewirkt hat, überhaupt unbefangen handeln?

Es es kann es nicht!

Die Verantwortlichen des RP haben mit gezieltem Zeitdruck zahlreiche Themen und Punkte unter den Tisch fallen lassen und verfassten schließlich solch einen einseitigen Bericht!

Das Planungsrecht ist gezielt bürgerfeindlich – und dem RP scheinen kritische und schaumgeborene Bürger wohl eher lästig.

 

Die Befangenheit der Fachbehörden und des Landesgutachters liegt auf der Hand.Durch die durch die langjährige und sehr intensive Einbindung in die beiden Arbeitskreise zu den geplanten Grundwassereingriffen haben diese ihre Neutralität aufgegeben haben.Ständige Kompromisse über den Pilotversuch Grundwasser-Management oder die Mineralwasserströme im Untergrund sind aktenkundig und wurden schon vor den Stellungnahmen in den Arbeitskreisen abschließend erzielt und abgestimmt. Sie ersetzten wissenschaftliche Untersuchungen und entschärfen projektgefährdende Meinungsverschiedenheiten.

Die Stellungsnahmen der Fachbehörden waren und sind also reine Placebos. Mit einer solchen Hinterzimmerpraxis werden demokratische Mindeststandards unterlaufen.

Jetzt zum Mineralwasser und der Geologie

Das Zauberwort der Planer heißt hier Anpassung der wasserrechtlichen Erlaubnisse oder vorauseilende Erkundung.  Auf Deutsch: Man pumpt und buddelt drauf los und hofft Probleme irgendwie bewältigen zu können.

Genau das unterstützen alle beteiligten Behörden!

Bestes Beispiel: Die LW-Versorgung am Kernerviertel

Hier beruht die Berechnung der Hangstabilität am Kernerviertel übrigens auf Prof. Wittke. Die zuständige Fachbehörde, das LGRB, hat festgestellt, dass diese Berechnung auf falschen Daten zur Gesteinsfestigkeit beruht – was vom BUND auch eingewendet wurde. Dieser erheblich fachliche Mangel wurde im EÖ-Bericht vom RP jedoch nicht einmal erwähnt – geschweige denn bemängelt.

Weiteres Beispiel:

Die Hangstabilität im Kernerviertel soll durch eine, nach meiner Einschätzung völlig falsch platzierte Messsonde ausreichend dokumentiert sein.Konkrete Forschungsergebnisse am ganz neuen Katzenberg-Bahntunnel , haben aber ergeben das einzelne Messsonden niemals ausreichen und durch mehrjährige Messnetze ersetzt werden müssen. Dieser aktuelle Stand der Technik wurden vom völlig RP ignoriert und den Bewohnern des Kernerviertel und andern Hangbewohner damit fahrlässig vorenthalten.

Das ist ein Riesenskandal!

Der BUND hat zur Begutachtung der Grundwassereingriffe den sehr renommierten Grundwasser- und Geologie-Sachverständigen Herrn Dr. Lueger beauftragt, der sich sehr langfristig und intensiv mit den Grundwasserplanungen für S 21 beschäftigt hat.

Hier ein paar Bewertungen von Herrn Doktor Lueger zu den Grundwassermodellen :

Dem Modell liegen auf allen Ebenen zahlreiche tatsachenwidrige und unrealistische Eingangsdaten zugrunde. Schon allein aus diesem Grund ist das Modell unbrauchbar und nicht in der Lage, die Auswirkungen der baubedingten Maßnahmen zutreffend vorherzusagen.“

Die hydrologischen Eigenschaften der geologischen Störungen sind den Modellbearbeitern bisher nicht bekannt und haben in das Modell keinen Eingang gefunden.“

Aufgrund unrichtiger Modellannahmen und Eingangsdaten sowie der daraus resultierenden vielfachen Nichterfüllung der Genauigkeitsanforderungen ist auch die Prognosefähigkeit des Modells nicht gegeben.“

Angesichts der teils massiven Diskrepanzen zwischen den beiden Modellen steht die Aussagekraft der Prognosen insgesamt in Frage. Sie können keinesfalls als belastbare Grundlage für das geplante Grundwasser-Management angesehen werden.


„Das Behördenmodell ist zur Prüfung des Modells des Vorhabensträgers unbrauchbar."

Dr. Lueger wird im gesamten Erörterungsbericht des RP nicht namentlich erwähnt sondern lediglich als Berater des BUND herabqualifiziert. - Eine absolute Frechheit!

Im Falle der "Grundwassermanipulation" sollen letztendlich uanbsehbare, nach oben offene (man spricht lapidar von flexiblen) Grundwassermengen genehmigt werden.

Das ist nach dem Umweltrecht nicht möglich – und systematisch bei Stuttgart 21!

Viele geologisch sehr kritische Punkte wurden ignoriert:

  • die geplante Neckar-Untertunnelung bei Untertürkheim

  • die im Vergleich zur Planfeststellung wohl völlig andersartigen Mineralwasserströmungen im Untergrund

  • ständige neue das Grundwasser beeinflussende Planänderungen wie z.B. am Nesenbachdüker

    um nur die wichtigsten zu nennen.

Das alles zeigt die Befangenheit der öffentlichen Behörden - und lässt einen oft am Sinn all seiner Bemühungen zweifeln.

Da hat es die Buddeln statt Denken- Fraktion deutlich leichter als wir. Sie können sich über scheinheilige Pseudo-Tunnel-Anstiche von irgendwelchen zweitrangigen Rettungsstollen freuen bei denen die Heilige Barbara vom Tunnel-Filz gemeinschaftlich fröhlich missbraucht wird. Wer solche kropfunnötigen und gefährlichen Tunnel graben will gefährdet in Wirklichkeit leichtfertig Leben und Eigentum und hat den Segen der Kirche nicht verdient.

Aber:

Es sind alle sachkundigen und fundierten Argumente protokolliert . Und diese werden ihre Wirkung noch entfalten- Vor Gericht und in der Wirklichkeit!

Wir müssen durchhalten - uns weiter für unsere Überzeugung zum Wohle aller einsetzen.

 

Denn, Herr Kretschmann: So einen uralten stinkenden Käs werden wir nie essen.

Wir trinken lieber sauberes Mineralwasser!

 

hier das ganze als PDF -Datei



























 











 



 

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Dr. Ralf Laternser - Diplom-Geologe - Stuttgart