Geologie Stuttgart 21 S21

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Mögliche Gefahren der Infiltration von Grundwasser

Gefahren der Infiltration von Grundwasser in ein dicht besiedeltes Stuttgarter Stadtviertel

Erschienen am 10.07.2012

Kernerviertel in Bewegung II

 

Stimmen betroffener Anwohner in Flügel TV bei einer Veranstaltung des Netzwerks Kerner-Viertel vor Ort [Link].


Ist ein ganzes Stuttgarter Wohnviertel durch die Eingriffe durch Stuttgart 21 gefährdet?

Bild 1: Wölbungen an der Haußmannstraße oberhalb des Kernerviertel als Hinweise für mögliche Hangbewegungen (Aufnahme Juni 2012). Darunter das geologische Schema der möglichen geologischen Verhältnisse. Wenige Meter vom Aufnahmeort entfernt musste eine Bohrung (Nr.203) wegen wiederholter Bohrspülwasserverluste eingestellt und aufwendig abgedichtet werden [Link].

 

Bei der geplanten Wiedereinleitung von abgepumpten und aufbereitetem Grundwasser aus dem Baugrubenbereich von S 21 im Bereich des geplanten Tiefbahnhofs und des geplanten Fildertunnels in den Untergrund ist auf folgende Gefahren für die Anwohner und Gebäude hinzuweisen:

 


 

Geologische Risiken der Infiltration (= Einleiten von Wasser in den Untergrund)

 

1. Lösung von Gips/Karbonat im Gestein mit der Enstehung von Hohlräumen im Bereich der geplanten Infiltrationsstellen

Hierbei gelangen die gegenüber dem Normaldurchfluss stark erhöhten und möglicherweise hoch lösungsfähigen und unter Druck stehenden Infiltrationswässer über viele Jahre in lösliche Gesteine (z.b. Bochinger Horizont) oder über Verwerfungen oder andere hydraulische Verbindungswege in lösliche Schichten/Bereiche im Umfeld der Infiltrationstellen. Besonders kritisch wäre die, bei anderen Bohrungen schon festgestellte, Anlösung der, unter der Infiltrationschicht liegenden, stark gipsführenden Grundgips-Schichten. Hier könnten in unvorhersehbaren Außmaß instabile Hohlräume bzw. Hohlraumsysteme enstehen.

 

2. Schadenfälle an Infiltrations-Brunnen ( dort wo das Wasser in die Erde geleitet werden soll)

Hier sind vor allem die Alterung, Hohlraumbildung, Nachfälle oder die Verockerung (Zusetzung) der Brunnenverrohrung zu nennen. Aber auch Fehler beim Brunnenausbau oder beim Betrieb sind nie auszuschließen. Fatal für die Häuser (und Menschen) am Steilhang des Kernerviertels wären Schäden bzw. unkontrollierte Wasserverluste im Bereich rutschanfälliger toniger Bereiche der Gispkeuper-Schichten oder  inaktiver fossiler Gleitflächen.


 

Auszug aus: Geotechnische Beschreibung der ingenieurgeologisch wichtigsten Einheiten in Baden-Württemberg des Landesamts für Geologie und Rohstoffe in Baden-Württemberg [Link].

 

Bedenkenswert ist sicher auch, ob die computergenerierten Rechenmodelle der Bahn für die Infiltration und das ganze Grundwasser-Management wenigstens einigermaßen stimmen und das Wasser den gewünschten Weg im Untergrund nimmt [Link]. Probleme oder Schäden im Untergund werden wohl erst bei Eintritt erkannt. Bei einer wahrscheinlcihen Verlängerung der geplanten Tiefbautätigkeiten verlängert sich das Risiko weiter.

Zitat des Bahn-Chefgeologen bei der Erörterung zur Umplanung des Fildertunnels ( der direkt unter dem Kerner-Vierte) verlaufen soll):

"Ob das ganze funktioniert, werden wir erst sehen wenn wir bauen!"

 

Kurze Übersicht über mögliche Schadenfälle an Grundwasserbrunnen


Quelle: http://www.guv-gmbh.de/home/Downloads/Aktuelle%20Kundeninformation/Brunnensanierung.pdf

 

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Dr. Ralf Laternser - Diplom-Geologe - Stuttgart