Geologie Stuttgart 21 S21

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Ist Stuttgart 21 dieses Risiko wert?

Zereißprobe - Geothermie-Schäden im Kreis Böblingen

Erschienen am Ist Stuttgart 21 dieses Risiko wert?

Ist Stuttgart 21 dieses Risiko wert?

 

Für Stuttgart 21  - der schon heute mindestens 6.9 Milliarden Euro teuren Verkleinerung, Leistungsminderung, Schrägstellung und Tieferlegung (Informationen hierzu auf der Seite  Ingenieure22 [LINK]) eines der pünktlichsten Bahnhöfe Deutschlands sollen insgesamt über 60 km Tunnelröhren und -stollen kreuz und quer unter dem Stuttgarter Stadtgebiet gegraben werden. Davon ca. 15 km durch Schichten mit quellfähigem Gips-Gestein - dem Anhydrit [LINK (Wikipedia)] - ungefähr soviel wie bisher in Deutschland insgesamt . Nach Behörden, Planern und vor allem auch den Auftragnehmern dieses für Sie lukrativen Bauprojektes ist das Anhydrit-Risiko bei S 21 beherrschbar und dem vermeintlich ermittelten angeblichen  Nutzen für die Allgemeinheit durch die dringend benötigte enorme Verbesserung des Bahnverkehrs ("Verdopplung der Leistungsfähigkeit") klar untergeordnet. Die wurde 2005 genhemigt und beschlossen - und hat nach deutschem Planungsrecht nun quasi unbegrenzte Gültigkeit.

 

Grafik: 60 km Tunnelstrecken, davon ca. 12-15 durch Anhydrit-Gesteine für weniger und störanfälligen Bahnverkehr unter Tage.

Ob Stuttgart 21 dieses enorme geotechnische und auch finanzielle Risiko wert ist, steht bei vielen Kritikern an ganz zentraler Stelle ihrer Argumentation für einen sinnvollen und effizienten Ausbau des Bahnverkehrs und für die nachhaltige Investition von Steuergeld - also gegen Stuttgart 21 (Webseite der Ingenieure22).

 

Hebungen in Böblingen:

Etwas kritischer sehen die Anhydrit - Problematik nach den Bewohnern von Stauffen wohl mittlerweile auch die Bewohner eines Stadteiles von Böblingen (bei Stuttgart). Hier zeigen sich großflächig z.t. enorme Hebungsschäden an über 150 Häusern, als deren Ursache höchstwahrscheinlich einzelne Erdwärme-Bohrungen ("Geothermie") verantwortlich sind.

Bild: Risse in Böblingen ( Stuttgarter Zeitung [LINK])

 

"Jetzt ist das erste Haus unbewohnbar" [Artikel aus der Sindelfinger Zeitung vom 11.4.2014)

 

Schadensbezogene Links:                     Interessengemeinschaft Erdhebungen Böblingen GbR [LINK

                                                               Seite der Stadt und des Landkreises [LINK]

                                                               Online-Sonderseite der Sindelfinger/Böblinger Zetung [LINK]

 

Der Unterschied zu Stuttgart 21:

- Geothermie ist eine nachhaltige und innovative Technologie die langfristig wirtschaftlich ist

- im Vergleich zu den geplanten Anhydritstrecken unter Stuttgart ist hier eine relativ kleiner Fläche dicht besiedelter Innenstadt betroffen

- die nur punktuellen Schadensbohrungen können wohl bald realtiv genau ermittelt (und saniert) werden

- bei der Sanierung kann der Wasserzutritt gezielt und  gänzlich unterbunden werden

- die vermeintlich verantwortlichen Firmen oder Personen sind leichter zu "ermitteln"

(doch einfach wird es auch  trotzdem nicht seine Schäden gelten zu machen- Auszug aus der Sindefinger Zeitung vom 13.1.2014:

Rechtsanwalt Dr. Eberhard Haaf schätzt den Schaden auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Sein Rat: Jeder kann jetzt schon aktiv werden. Aber nicht alles macht Sinn. Hilfreich ist, die Schäden am eigenen Haus zu dokumentierten. „Machen Sie Fotos, auf denen das Datum eingeblendet ist. Machen Sie Videos, schreiben Sie Protokolle. Holen Sie sich Handwerker oder Architekten aus dem Freundeskreis ins Haus. Schauen Sie sich die Schäden regelmäßig mit Nachbarn oder Bekannten an, die dann als Zeugen zur Verfügung stehen“, rät Dr. Eberhard Haaf.
Wer jetzt schon ein Gutachten machen lässt, muss in Vorkasse gehen. „Außerdem verändert sich der Schaden ja weiterhin. Deshalb macht derzeit auch eine Sanierung keinen Sinn“, sagt der Anwalt. Ebenso sei es mit Alleingängen vor Gericht. Das sei jetzt keine gute Idee. Beim Nachbar, auf dessen Grundstück die Bohrung stattfand, gibt es nicht viel zu holen. Ganz abgesehen von der moralischen Seite, denn es war ja kein eigenes Verschulden. Wer gegen das Land klagt, bekommt erst Geld, wenn der Betroffene es schon bei allen anderen möglichen Schuldigen versucht hat. Auch bei der Bohrfirma stehen die Karten allein schlechter“, sagt der Anwalt.

 

Jedes Bauwerk bzw. Bauvorhaben stellt ein gewisses technisches und wirtschaftliches Risiko dar. Bei der Geothermie gibt es auch bei sachgerechter Planung und Durchführung auch immer ein geologisches Rest-Risiko.

Das Risiko steigt je länger die Bohrstrecke im Anhydrit verläuft oder durch unsachgerechte Erkundung oder Arbeit. Und das Risiko steigt vor allem bei dem Vorhandensein von Anhydrit!

Viele Hausbesitzer entscheiden sich nach sorgfältiger Abwägung ihres persönliches Risikos nicht zuletzt im Vetrauen auf die Planer und durchführenden Firmen für die Geothermie - und das zurecht!  

Wobei heute der Anhydrit in Baden-Württemberg vorsichtshalber großzügig gemieden werden muß ( LGRB Baden Württemberg, Fachbereich Geothermie [LINK].    

Stuttgart 21 ist jedoch schlecht geplant (mittlerweile 27. große Planänderungen, ständig wechselnde "Verantwortliche" und ausufernde Kosten). Die einst bei der ersten Genehmigung 2005 (nur eines Teilabschnittes)  vorliegenden und genutzen "umfangreichen" Bohrdaten wurden 2011 erstmals von der Bahn selbst als ungenau und ungenügend eingeschätzt, wobei erst 2011 Bohrdaten in die Planung einflossen, die schon 2003, also über ein Jahr vor der Genehmigung vorlagen.

Folgen dieser wenig vertrauenswürdigen Planung sind u.a. eine bis heute nicht genehmigte völlige Umplanung der großflächigen Bauwassereinpressung in dicht besiedelte innerstädische Hang und Gipsbereiche und vor allem eine nachträgliches - zeitlich und planerisch inkohärentes  Flickwerk einzelner Planungsabschnitte *. Und das alles mit in Deutschland eigentlich rechtlich unmöglichen nicht quantifizierten Maximalmengen.

Bei aüsserst kritischen Bereichen, mit nachträglich eingeflickten Bauwerken wie einer riesigen Tunnel-Kaverne im Untergrund eine rutschanfälligen innerstädischen Hangbereiches mit Anhydrit ifehlen Erkunungsbohrungen bis heute gänzlich und die Erkundung soll während des Kavernenbau erfolgen.

Alle Einsprüche von Bürgern wurden von den Planungsbehörden als unbegründet abgelehnt und der Bahn AG vollstes Vertrauen in ihre Planungen bescheinigt und Problemlösungen in die Ausführung verschoben.

 

Wie mit den Einsprüchen ("Erörterung") von Bürgern bei Stuttgart 21 verfahren wird können sie in einem persönlichen Bericht auf Geologie21 [LINK] nachlesen.

 

* Planungsabschnitte : Stuttgart 21 hat insgesamt 7. Planfestellungsabschnitte (PFA) über fast das ganze Stadtgebiet. Der Tiefbahnhof ist also nur ein kleiner Teil. Hiervon sind 2 PFAs bis heute nicht genehmigt - 3 PFAsaktuell in erneuter Planänderung. Außerdem muss für Stuttgart 21 das zentrale innerstädtische U-Bahnsystem teilwese abgerissen und aufwendig neu erstelt werden (mind. 250 Mio€).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 







 



 

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Dr. Ralf Laternser - Diplom-Geologe - Stuttgart