Geologie Stuttgart 21 S21

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Anhydrit unter der Großstadt - Der Tunnelbau zu Stuttgart 21

Daten zum Anhydritrisiko beim Tunnelbau zu Stuttgart 21

Erschienen am Anhydrit unter der Großstadt - Der Tunnelbau zu Stuttgart 21

Stellungnahme von Dr. geol. Ralf Laternser zum, vom Aufsichtsrat der  Bahn AG in Auftrag gegeben Gutachten der Wirtschaftsprüfer Ernst& Basler (KPMG), im Bezug auf das Risiko von Anhydritquellen beim Tunnelbau zu Stuttgart 21.

 


Für Stuttgart 21 sollen fast unglaubliche 57 km Tunnelröhren "gebohrt" (vorgetrieben werden). Dabei soll eine insgesamt extrem lange Strecke von 15,270 m im berühmt-berüchtigten quellfähigen anhydrithaltigen Gipskeuper unter der dicht besiedelten Innenstadt verlaufen. Seit Staufen im Breisgau, wo das Zentrum einer Kleinstadt quasi zerreißt, ist die Quellproblematik bundesweit bekannt und gefürchtet. Bei Bahntunneln für empfindliche Hochgeschwindigkeitszüge sind die zusätzlichen Gefahren leicht vorstellbar.

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Hier die nackten Zahlen zu dieser großen geologischen Gefahr für Menschen

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Seit 1960 sind nur ca. 12 Kilometer in 9 Verkehrstunneln im Anhydrit im anhydrithaltigen Gipskeuper gebaut worden. Tunnelbau im quellfähigen anhydrithaltigen Gipskeuper wird wegen seiner Unberechenbarkeit wenn möglich allgemein vermieden bzw. minimiert.

Für Stuttgart 21 geplant: 15,29 Kilometer in 4 Verkehrstunneln im anhydrithaltigen Gipskeuper

Bisher sind offiziell vermeldet (Sommer 2016) 50 m Anyhdrit "durchbohrt" - das wären nur 0,33% der geplante Gesamtstrecke

15220 m müssten also noch "gebohrt" werden


Von den bisherigen 12 Kilometer Tunnelstrecke im anhydritführenden Gispkeuper seit 1960 sind nur 2 km über dichter besiedeltem städtischen Bereichen (Engelbergtunnel Leonberg)

Bei Stuttgart 21 sind 15,27 km unter dichtbesiedelten innerstädtischen Bereichen geplant


Von den 9 Anhydrit-Tunneln seit 1960 zeigen 7 Tunnel deutliche Quellerscheinungen. Das sind 78%!

2 davon in Stuttgart.

http://www.parkschuetzer.de/assets/statements_neu/000/193/919/original/Tunnelbohrungen_im_quellf_higen_Gipskeuper_-_Grafik_Jacob_Sierig.jpg?1480720001


Von den modernsten 4 Anhydrit-Tunneln seit 1990 zeigen 3 Tunnel mit deutlichen bis starken Hebungen (Engelbergtunnel, Chienbergtunnel, Adlertunnel). Das sind 75%.

Bei der Planung und Genehmigung Stuttgart 21 wird und wurde das Quellproblem immer als beherrschbar eingeschätzt und genehemigt. Seither kam es zu einer unüberschaubaren Zahl von z.T noch aktuellen Umplanungen.


Seit 1990 wurden im Adlertunnel, Engelbergtunnel, Chienbergtunnel, Freudensteinstunnel insgesamt 12 x der besonders quell-gefährliche Anhydritspiegel "durchbohrt".

Für Stuttgart 21 soll der besonders quellgefährliche Anhydritspiegel  12 x "durchbohrt" werden. Bisher erst einmal bei Stuttgart 21 seit Herbst 2016.



Zusatzinformationen:

- Quellprozess dauert Jahrzehnte und länger an.

- Geplante Standzeit der Stuttgart 21 Tunnel: 100 Jahre.

- Stuttgart liegt in einer besonders brüchigen geologischen Störungszone mit häufigen und tiefen Verwerfungen. Allein der 2 x 4 km lange Fildertunnel soll im Anhydrit über 18 bekannte Verwerfungen führen!

- In Stuttgart ist in besonders anhydritkritischer geologischer Situation zusätzlich noch eine riesige Wendekaverne für die Tunnelbohrmaschine SUSE geplant.

- Stuttgart mit vielen Störungszonen und brüchigem und hohlraumreichen Gestein über Anhydrit.

Warum eigentlich Tunnel?


Nachtrag 24.12.2016

So ist es dann wenn der Anhydrit unter dem eigenen Haus vor sich hin quillt: Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 24.12.2016

Frohe Weihnachten!

Nachtrag 2.12.2016:

Bei der aktuellen Anhydrit-Tunnel-Diskussion nutzt die Bahn Ihre Macht über die bisher völlig intransparenten Daten ihrer Tunnelbohrerei geschickt aus. [LINK]

Im Zuge der Veröffentlichung der KPMG-Gutachten mit der kritischen Betrachtung der Anhydritproblematik hat die Bahn erstmals heute gemeldet das auch 2 Anyhdritlinsen (Tunnel Bad Cannstatt) angeblich erfolgreich durchtunnelt wurden. Von den teilweise angegebene "50% der kritischen Tunnel im Anhydrit sind bewältigt", kann aber noch keine Rede sein!

Zum Einen sind die 2 x 4 Kilometer und 2 x 2 Kilometer langen Tunnelstrecken im Anhydrit auf die Fildern ("Fildertunnel") und nach Obertürkheim noch gar nicht angegangen worden. Hier gibt es mehrfach tunnelbautechnisch ausserordentlich kritische Übergangsbereiche in den Anhydrit  - unter anderm eine riesige Kaverne für eine Tunnelbohrmaschine , ausgerechnet im kritischsten Bereich unter dichtester innerstädtischer Bebauung. Dies verschweigt diese Pressemeldung heimtückisch-geschickt.

Es  fehlen also ganz sicher noch mindestens 10 Kilometer von insgesamt 15 Kilometer im Anhydrit.

Zum Anderen ist nicht klar, ob bei den vorgeblich bewältigten Strecken schon beide Doppelröhren durchbrochen sind, und ob der angeblich sichere Tunnelbau auch für die geplanten 100 Jahre hält.  Zumal Hochgeschwindigkeitszüge sehr hohe Anforderungen an die Qualität der Gleisanlagen haben. Zunächst will man ca. 1-2 Jahre mit der Auskleidung warten, um zu sehen ob "der Berg" ruhig bleibt. Dies verlängert das schon jetzt scheinbar unendliche Projekt noch einmal um Jahre - und wohl auch hunderte Millionen!

 

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Dr. Ralf Laternser - Diplom-Geologe - Stuttgart